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Die Kraft der Ahnen – wie wir unsere Wurzeln liebevoll heilen

Im Spätherbst werden die Grenzen zwischen den Welten besonders durchlässig. Jetzt ist eine gute Zeit, sich mit der eigenen Familiengeschichte zu befassen, das Kraftfeld der Ahnen kennenzulernen und transgenerationale Traumata zu heilen.

Denn jetzt sind wir mit unseren Lieben, die voraus gegangen sind und ihre Körper bereits verlassen haben, viel enger verbunden als die meisten von uns es sich vorstellen können.

Der Herbst fordert geradezu heraus, sich mit den Übergängen des Lebens zu befassen. Die Bäume verlieren ihre Blätter. Bald werden sie kahl vor uns stehen und ihre Konturen zeigen – unverblümt, ehrlich und pur. Strukturen werden sichtbar. Durchblick wird möglich. Die Illusion der Unvergänglichkeit lässt sich nicht mehr aufrecht halten. Ganz natürliche Prozesse laden ein, hinter die Kulissen der Natur zu gucken…

Wenn die Schleier des Laubs fallen, kommen die einst vom Blattwerk umspielten Zweige zum Vorschein. Die Äste zeigen sich in ihrer Vielfalt, aber auch in ihrer Zerbrechlichkeit. Der Stamm zieht die Aufmerksamkeit auf sich; seine Stärke und der Grad seiner Aufrichtigkeit werden sichtbar. Wer tiefer blickt, gelangt zu den Wurzeln, die teils gut sichtbar am Fuße des Baumes, teils tief im Verborgenen ruhen.

Im Spiegel der Bäume sind wir eingeladen,

  • unsere ureigene Natur als Mensch zu erkennen
  • die Strukturen des Lebens mehr und mehr zu durchblicken
  • tiefer ins Bewusstsein zu gehen und schließlich zu verstehen

Wir sind aufgefordert, uns mit der eigenen Endlichkeit zu befassen, die Grenzen des Mensch-Seins zu erforschen und auf Seelenebene neue Erfahrungen am Übergang der Welten zu machen.

Das Fest der Wurzeln, das Fest der Ahnen

Vielerorts wird das Fest der Wurzeln gefeiert. Ob Halloween oder Allerheiligen – das Fest der Ahnen, der Seelen, der Geister geht auf das keltische Fest Samhein zurück. Bereits in vorchristlicher Zeit feierte man in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November das Fest der Ahnen.

Das Christentum kennt den Brauch, an Allerheiligen am 1. November und Allerseelen am 2. November zum Friedhof zu gehen, die Gräber zu schmücken, Grablichter anzuzünden und sich anschließend im Gedenken an die geliebten Seelen im Familienkreis zusammenzutreffen. Gleichzeitig sind bei Groß und Klein Halloween-Partys mit Grusel-Kostümen, Kürbis-Look und Dragula-Gebissen weit verbreitet und beliebt.

Schon in den Naturreligionen wusste man, dass in diesen Tagen die Grenze zum Reich der Toten besonders durchlässig ist. Aus Angst vor den Geistern zündeten die Menschen große Feuer an und versuchten sie mit gruseligen Masken und Kostümen zu erschrecken. Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch „Süßes oder Saures“. Denn schon die alten Kelten stellten Leckereien und gute Gaben vor ihre Haustüren, um sich die Geister gewogen zu machen.

Heute wissen wir, dass wir keine Angst vor unseren Ahnen haben müssen. Im Gegenteil. Unsere Ahnen warten sehnlichst darauf, dass wir sie anrufen und ihnen die Chance geben, die Verantwortung für ihr eigenes emotionales Gepäck zu übernehmen. Die Türen zur Heilung transgenerationaler Traumata stehen jetzt besonders weit offen.

Herzeleid mit der Kraft der Ahnen heilen

Wenn wir bewusst in unsere Wurzeln hineinspüren, könnnen wir die Erfahrung machen, dass unsere Ahnen kraftvoll hinter uns stehen. Das bedeutet: Wir sind mit unseren Lebensthemen nicht alleine, sondern haben immer Verbündete, meist sogar ein ganzes Team, das auf der anderen Seite des Lebens energetisch wirkt und waltet und uns bei unseren Herzensprojekten ebenso liebevoll unterstützt wie wenn es darum geht, den gemeinsamen Schmerz zu heilen.

Transgenerationale Traumata behutsam behandeln

Aus der Traumaforschung wissen wir, dass traumatischer Stress auf der DNA vererbt wird. Ich erkläre das meinen Klienten immer so: Der eine hat beispielsweise die Augen von der Mutter geerbt und die Haarfarbe vom Vater; der andere hat den Ordnungssinn von der Großmutter und die kreative Ader vom Opa. In der einen Familie besteht eine Tendenz zur Melodramatik, in der anderen eine auffällige Reiselust, ein Hang zur Heilkunde, zur Musik, zur Architektur… oder eine andere bestimmte Begabung wurde über die Generationen weitergegeben. So ist das Phänomen der transgenerational übertragenen Traumata für die meisten dann auch gut zu verstehen.

Oft tragen Kinder – damit meine ich ausdrücklich auch erwachsene Kinder – die Päckchen der Eltern, Großeltern, Urgroßeltern, etc. Und oft ist es eine Erlösung zu erkennen, dass die erlebte emotionale Belastung ihren Ursprung in einem traumatischen Erlebnis außerhalb der eigenen Biographie hat. Dann gilt es, das traumatische Ursprungserlebnis anhand der Familiengeschichte aufzuspüren, eventuell vorhandenes Faktenwissen einzuflechten und mittels geeigneter therapeutischer Interventionen und Methoden wie ganzheitliches EMDR, der BGT – Bild-Gestalt- und Traumatherapie oder der Traumakinesiologie hineinzuspüren und das längst vergangene Erlebnis dort einzuordnen, wo es hingehört – nämlich in die Vergangenheit. Genauer gesagt zu einer Seele, die ihre Körperlichkeit längst verlassen hat und auf der anderen Seite des Lebens vielleicht schon lange darauf wartet, ihr eigenes traumatisches Päckchen zu sich zu holen und das darin verborgene Herzeleid endlich zu heilen.

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